Donnerstag, 11. März 2010

Die Liste

Durch die Texte von Philipp Poisel,die durch meine Kopfhörer meinen Gehörgang krochen, hörte ich sonst nur das Rattern der U76 in der ich saß.
Ich war grade aus der Stadt gekommen.
Das Wetter war ein hellblaues Träumchen, so sah es zumindest durch die verschmierten Fenster meiner Bahn aus.
Draußen waren es grade mal kalte 3°C, aber die Sonne verleitete mich immer wieder dazu, die Jacke zuhause zulassen, was ich später jedoch immer bereute.
Ich schloß die Augen und regte mein Gesicht der Märzsonne entgegen.
Es war so ein herrliches Gefühl. Meine Gedanken waren für einen Moment still.
Als ich die Augen wieder öffnete, war ich an Heerdter Sandberg angekommen. Und dann sah ich ihn:
Einen schwarzen Mini Cooper,der auf der anderen Straßenseite parkte. Das besondere an ihm war wohl die Reklametafel auf seinem Dach. Schwarzer Hintergrund,weiße Schrift : DIE LISTE.
Diese acht Worte waren aufgedruckt.
Die Bahn fuhr weiter, der Mini verschwand aus meinem Blickfeld, aber nicht aus meinen Gedanken.
Mir war natürlich klar, dass der Aufdruck ein Werbezweck war, aber ich begann über die verschiedenen Arten von Listen nachzu denken und so kam ich auf die Idee selbst auch eine Liste zuschreiben. Eine Liste mit Punkten, die ich in meinem Leben erreichen wollte.
Als ich zuhause angekommen war, setzte ich mich direkt an den Schreibtisch und begann zu überlegen.
Es war gar nicht so leicht runter zuschreiben was man mal schaffen,sehen und erleben will.
Mir war jedoch von Anfang an klar, ich würde weder Haus, noch Hund oder Pflanze einen Baum auf meine Liste schreiben.
Vielleicht würde ich ja später kein Haus haben wollen, sondern viel lieber mit einem Wohnmobil um die Welt fahren und ein paar Eskimos ansehen wollen.
Oder was ist, wenn ich gerne eine Wohnung hätte, in der ich jedes Zimmer in einem anderem Stil gestalte?
Das würde alles auch gar nicht zu mir passen, aber vielleicht sah die Sache in ein paar Jahren anders aus.
Wer weiß...
Natürlich könnte ich auch schreiben 'Mit Shakira Bauchtanzen, die erste Frau auf dem Mars sein, mit Sweeny Todd zum Frisuer gehen und mit Ke$ha feiern gehen' aber man sollte realistisch bleiben.
Ich hatte keine Ahung was ich mit meinem Leben anfangen wollte und so wie ich mich kannte, würde ich wahrscheinlich nie eine haben.
Und so saß ich mit dem Stift zwischen den Zähnen und einem leeren Blatt Papier vor mir in meinem Zimmer und schaute aus dem Fenster. Die Sonne strahlte mich trügerisch an, das alte Miststück.
Ich schrieb ' Mein Leben so lange es geht genießen' auf mein Papier, faltete es und steckte es in mein Portmonai, zwischen ein altes Foto und einen Liebesbrief.

1 Kommentar:

  1. Selbst wenn, wie du sagst schule noch nie dein Glück war, hast du irgendwie das Talent Menschen an deine Texte zu fesseln. Muss ich mal ganz ehrlich sagen. Ich lese selten Texte, die teilweise so unter die Haut gehen. Ich finde deine Texte zupidupi:)

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